Zusammen mit dem Berlin-Marathon endet für die meisten Läufer die aktuelle Laufsaison 2025. Einerseits geht es um persönliche Bestzeiten, Sub-3-Finish oder einfach nur den Spaß, endlich einen Marathon gelaufen zu sein. Andererseits haben nicht alle ihr erwünschtes Ziel erreicht oder es knapp verfehlt, sodass mancher noch die Chance hat, im Oktober voll anzugreifen. Falls du die Möglichkeit hast, stehen dir der schnelle Frankfurt- und der Magdeburg-Marathon zur Verfügung. Sie zählen zu den schnellsten Strecken und bieten bereits viele Jahre ein tolles Laufevent. Bist du einer der Glücklichen mit einem Startplatz beim Chicago- oder Dublin-Marathon, fokussiere dich voll auf diesen Wettkampf – du wirst deine Ziele sicherlich erreichen! Also: Hast du deinen Lauf voll in den Sand gesetzt, ist jetzt die Chance, nochmals voll anzugreifen!
Bei kürzeren Strecken gelingt das Korrigieren von Fehlern noch relativ gut, während bei 42 km kleine Ungenauigkeiten schnell größere Auswirkungen haben können. Ein typischer Fehler ist ein zu schnelles Tempo im ersten Drittel der Marathonstrecke. Erfahrene Marathonläufer kennen die Gefahr, sind ihr aber dennoch nicht immer gewappnet. Woran merkst du das? Nach den ersten Kilometern spürt man die Schwäche, es folgen Gehpausen, Frustration und der Eindruck, das Ziel nicht erreichen zu können. In solchen Momenten fühlt sich der Wettkampf besonders hart an – Krämpfe, Schmerz, Enttäuschung. Doch wichtig ist: Man lernt aus solchen Erfahrungen. Was steckt dahinter? Oft liegt die Ursache nicht nur im Training, sondern auch in der Vorbereitung und im eigenen Verhalten während des Rennens. Es ist eine Herausforderung, die Gründe zuverlässig zu analysieren. Gemeinsam mit unseren Athleten suchen wir nach Ursachen – Training, Gewicht, äußere Umstände, Ernährung, Temperatur. Manchmal ist es schwer, die wahren Faktoren zu erkennen, besonders wenn äußere Gründe als Ausreden herhalten sollen.
„Tödliche Fehler“ – erwarte hier keine erschöpfende Aufzählung dieser Fehler, da die Fantasie der Wettkampfläufer in Bezug auf Fehler nahezu unendlich ist und wir diese höchstwahrscheinlich nicht einmal kennen. Heute befassen wir uns nur mit den Fehlern in der Vorbereitung. Denn über die möglichen Fehler im Rennen könnten wir gleich ein Buch schreiben.
Wie auch immer, fangen wir einmal mit der Supersünde Nummer eins an: Du warst in der Marathonvorbereitung eventuell zwei Wochen krank oder verletzt und jetzt fehlen dir vor dem Rennen die nötigen Kilometer und Tempoläufe. Nun bist du schon zwei Wochen vor dem Wettkampf und hast einfach zu wenig trainiert… Was tust du? In der zweiten Woche vor dem Marathon gibst du nochmal richtig Gas und läufst auch noch einen vollen 35er mit der versäumten Endbeschleunigung. Du lässt die gesamte Taperingphase praktisch ausfallen, um das nachzuholen, was nicht mehr nachzuholen ist. Nur die letzten drei Tage läufst du etwas weniger Umfang und meinst, dass es schon alles klappen wird…
Nur in den seltensten Fällen wirst du mit solch einer Vorbereitung eine auch nur befriedigende Leistung erzielen. Mache dir klar, dass dieses so genannte „zu dicht an den Wettkampf heran trainieren“ der schlimmste Fehler in der Vorbereitung ist, den du überhaupt begehen kannst! Du kommst deutlich besser weg, wenn du in der gesamten Taperingphase in den letzten 14 Tagen vor dem Marathon gar nicht mehr trainierst, als zu versuchen, irgendetwas nachzuholen.
Wir wissen, dass du jetzt ungläubig vor dem Bildschirm sitzt, aber die Erfahrung zeigt, dass dieses „nicht trainieren“ vor dem Rennen oft ganz überraschende Resultate zeigt.
Noch ein sehr schönes Verfahren, um eine schlechte Zeit zu riskieren, lernten wir durch eine Club-Läuferin kennen: Diese Dame schaute sich in der Woche vor dem Rennen im Spiegel an und stieg anschließend auf die Waage. Aus beiden Tätigkeiten heraus entschied sie, dass sie für einen guten Marathon noch drei Kilogramm Fett zu viel auf den Rippen hatte. Also beschloss sie in der Woche vor dem Marathon, diese drei Kilo abzunehmen. Wir wissen nicht ganz, ob es drei oder zwei Kilogramm waren, die sie verlor – aber das Resultat war ein katastrophales Rennen. Gerade in der Zeit, in der ihr Körper die nötige Energie bräuchte, brachte sie ihn in einen Mangelzustand. Dass ihr Organismus dann nicht genügend Treibstoff mehr hatte, liegt auf der Hand.
Einen weiteren Kardinalfehler kannst du begehen, mit einem durch äußere Umstände erzwungenen Wettkampf; wir nennen das immer ein „da muss ich laufen“-Rennen. Das sind dann meist Mannschafts-Wettkämpfe oder Volksläufe im heimischen Ort. Da entsteht dann von außen ein kaum zu bremsender Druck auf dich, obwohl dieser Wettkampf überhaupt nicht in deine Marathonvorbereitung passt. Wir können dir nur raten, diese Dinge abzulehnen und auch einen Streit mit den Kollegen anzunehmen. Du musst dich Monate für den Formaufbau hin zu den 42,2 km quälen und dann wird dir zugemutet, vor diesem vielleicht noch einen Stadtlauf über 10 km zu absolvieren. Bleibe bei diesen Forderungen hart. Du kannst diese Art von „kleinen“ Rennen das ganze Jahr über laufen, aber gute Marathons kannst du in der Regel nur zwei bis maximal drei pro Jahr absolvieren!
Ablehnen solltest du einen Halbmarathon, zwei Wochen vor dem Marathon; der Grund ist, dass du vor dem HM einige Tage dein Training herunterschrauben musst. Nach den gelaufenen 21 km musst du dich aber auch wieder ein paar Tage erholen. Hast du diese hinter dir, dann bist du schon mitten in der Taperphase für den Marathon. Das heißt zusammengefasst, du hörst schon drei Wochen vor dem wichtigsten Wettkampf auf gezielt zu trainieren. Viele Konkurrenten empfehlen einen 10-km-Wettkampf direkt eine Woche vor dem Marathon. Das ist in diesen Trainingsprogrammen machbar, weil diese nicht, wie bei uns, mit den sich ständig verlängernden Endbeschleunigungen auf der 35-km-Runde arbeiten. Und von diesen sehr harten Endbeschleunigungen müssen wir uns erst erholen, und da kann auch solch ein Wettkampf deine Chancen deutlich schmälern, top vorbereitet zu sein.
Abschließend raten wir dir: Sei etwas egoistisch und denk an dich selbst. Wenn du dein Ziel knapp verfehlt hast – hast du immer noch die Chance, alles zu retten! Reflektiere deinen Lauf, vermeide gängige Fehler und Laufe nur wenn du 100%ig fit bist - so kannst du dein Laufjahr noch positiv gestalten!