Auszug aus dem Buch "Greif - for running life"
Grundlagen: Trainingsumfang
Immer wieder wird die Frage nach dem Trainingsumfang heiß diskutiert. Mit der Angst vor dem Übertraining oder mit der Verletzungsangst, wenn die Regeneration fehlt. O.k., darüber kann man diskutieren, aber bei einem Argument sehe ich regelmäßig rot. Und zwar bei der Rechtfertigung für das Aussetzen von Trainingseinheiten aus Zeitmangel!
Denn eines hat sich in 30 Jahren nicht geändert: Die 24 h Dauer eines Tages. Jeder von uns hat also die gleiche Zeit zur Verfügung. Damals wie heute. Auch früher wurden Häuser gebaut und Kinder großgezogen, dazu wurde in fast allen Berufen länger gearbeitet als heute. Die Scheidungsrate bei ambitionierten Läufern war womöglich sogar geringer. Zeit zum Lauftraining zu finden ist also ganz offensichtlich eine Frage der persönlichen Prioritäten.
Wem es nichts ausmacht, weniger zu trainieren, als er eigentlich möchte, ist in dieser Frage frei von Problemen. Freizeitläufer haben sich damit arrangiert, einfach so zum Spaß zu laufen, wenn sie gerade bequem Zeit dafür abzwacken können. Daran ist im Grunde nichts auszusetzen, solange diese Freizeitjogger nur ein besseres Körpergefühl, Wohlbefinden und eventuell eine Gewichtsabnahme bezwecken.
Wehe aber, wenn die Parkschleicher mit diesem geringen Aufwand ständig unzufrieden auf ihre Stoppuhr schauen. Dann gehen sie mir und anderen auf den Geist mit ihrem unzufriedenen Gejammer: "Ich möchte ja mehr machen, aber ich finde nicht die Zeit dazu." Die Zeit für die Lieblingsserie im TV ist aber immer da.
Wer dann jedoch ganz kritisch mit sich selbst und seinem regelmäßigen Tagesablauf ins Gericht geht, findet unweigerlich Freiräume oder schlicht weniger wichtige Angelegenheiten, die beiseitegeschoben werden können. Pauschale Problemlösungen im Zeitmanagement können hier natürlich nicht gegeben werden. Vielleicht jedoch Denkanstöße.
Alleine im Bereich Internet-, TV- und Handynutzung sind sicherlich ganz schnell sinnlos verpulverte Zeiteinheiten zu finden, die du sinnvoll für dein Training nutzen könntest.
Bei manchen hilft es schon, wenn sie ihre E-Mails nur einmal am Tag zu einer festen Uhrzeit abholen und bearbeiten, wie früher, wenn die Post kam, und den Rest des Tages keinen Gedanken mehr daran zu verschwenden.
Aus der Praxis
Da ist beispielsweise in meiner Laufgruppe der körperlich hart arbeitende Maurer. Er hat Frau und Kind und Haus, trainiert aber relativ ambitioniert nach den Greif-Club-Plänen fünfmal die Woche. Er kommt am späten Nachmittag nach Hause.
Würde er nun erst mal zur Ruhe kommen und sich der Familie oder Arbeiten am Haus widmen, würde er nach eigenen Angaben "den Hintern nicht mehr hochbekommen". Schließlich sind Greif-Pläne nicht nur für Schmusejogger gemacht. Also läuft er sofort nach seinem Arbeitsschluss 10 bis 15 km.
Wenn er anschließend vom Training kommt, ist er dann auch zeitlich zusammenhängend zu Hause. Auf diesem Wege kommen im Schnitt immerhin mindestens 80 km pro Woche zusammen und die Familie ist zufrieden. Außerdem konnte er sich über 10 km verbessern – von 49 min auf unter 41 min innerhalb von fünf Monaten!
Ein anderer, sehr zielorientierter Läufer meiner Gruppe schafft trotz sehr ausgedehnten und manchmal nicht planbaren Arbeitszeiten über 140 km in der Woche. Er läuft morgens etwa 10 km zur Arbeit und absolviert sein eigentliches »Greif-Training« auf dem Rückweg nach Hause.
Eine weitere Möglichkeit, wenn man den ganzen Tag bei der Arbeit ist, sind die magischen Stunden zu Sonnenaufgang morgens ab 5.30 Uhr. Nach ein wenig Gewöhnung, um zu dieser Uhrzeit körperliche Leistung zu bringen, schaffst du bestimmt schon bald auch das Tempotraining.
Der Riesenvorteil ist, dass deine Partnerin, Ehefrau oder Familie um diese Zeit noch schläft und du den Tag voller Energie starten kannst mit dem guten Gefühl unter der Dusche, schon dein Training für den Tag im Kasten zu haben.
Du kannst auch die Kilometer der Trainingseinheit einfach halbieren und morgens die eine Hälfte und abends vor dem Schlafengehen die andere Hälfte laufen. Als nicht berufstätige, aber mit der Familie vollbeschäftigte Frau kann man super die Zeit nutzen, wenn die Kinder in Schule und Kindergarten sind.
Mein Tipp: gleich loslaufen, sobald die Kinder aus dem Haus sind, bevor man sich an irgendeiner Hausarbeit festarbeitet, sonst ist die wertvolle "Laufzeit" schnell futsch.
An diesem Wochenende ist Familienfeier und "absolut keine Zeit"? Du kannst doch die Trainingstage schieben. Dann machst du eben diesen einen langen Lauf vom Wochenende abends in der Woche. Ist ja kein Dauerzustand und dein Partner wird es dir in diesem Ausnahmefall verzeihen.
"So ein Mist! Auf dem Plan stehen 6 x 1.000 m. Aber ich muss zum Doppelkopfspielen. Ausgerechnet heute, aber ich kann es ja nicht ändern." Verschiebe einfach diese wichtigen 6 x 1.000 m auf einen anderen Wochentag, ohne dabei die Regeneration zur nächsten harten Einheit zu vernachlässigen. Dann sind heute Abend bestimmt noch 30 min Zeit zum Laufen drin. Du kannst dir dann immerhin etwa 5 km aufschreiben. Besser als die Zahl Null.
Bist du als Geschäftsreisender viel in unbekannten Gegenden unterwegs? Auch hier stellt sich die Frage, nach welchen Prioritäten man seine Termine zeitlich vereinbaren kann und ob sich Zwischenräume finden. Vielleicht hast du die Gelegenheit, die Gegend, in der du dich aufhältst, vorher ein wenig zu erkunden. Dazu eignet sich bestens Google Earth oder Maps ganz ausgezeichnet.
Wir haben auf unserer Webseite eine sehr elegante Möglichkeit, eine Laufstrecke in der Nähe zu finden und zu vermessen. Dieses Programm ist sogar so geschickt, dass es seinen Weg selbst findet, wenn hier ein paar Durchlaufpunkte auf der Karte gesetzt werden.
Sicherlich ist es auch möglich, z.B. zwei Tage während der Woche völlig felsenfest zum Training einzuplanen. Wenn es dann darum geht, einen weiteren Termin zu legen, sind diese beiden Tage eben dicht. Dies könnten innerhalb der Greif-Pläne beispielsweise die beiden so wichtigen Tempotage in der Woche sein. Die werden an dem jeweiligen dafür eingeplanten Tag zur bestimmten Uhrzeit gemacht. Basta!
Schon nach kurzer Zeit sind diese Trainingstage in deinen Wochenplan eingebrannt und du kommst gar nicht mehr auf die Idee, an diesen Tagen einen anderen Termin einzutragen als die Laufeinheit.
Ich kann dir versprechen, dass deine Umgebung diese Termine auch akzeptiert, wenn du nicht einen Chef hast, der dir diese Pause austreiben will. Da hilft eigentlich nur eines: Selbst Chef werden.
In meiner Familie und Firma meckert zum Beispiel keiner, wenn ich zwischen 13 und 14:00 Uhr meinen Mittagsschlaf halte, dieser ist mir genauso wichtig wie mein tägliches Training.