Einige von euch haben es sicher mitbekommen: Der Rennsteig Supermarathon lief nicht ganz so glücklich für mich. Ich kam zwar als vierter Läufer ins Ziel, doch gegen Ende war das eigentlich nur noch Wandern mit Schmerzverzerrtem Gesicht. Nach etwa 72 von 74 Kilometern brach mir das Wadenbein – der sofortige Wechsel von Laufen zu Gehen war unausweichlich, auch wenn der genaue Grund damals noch unklar war. Im Nachhinein, nachdem ich verschiedene Podcasts gehört habe und das Thema Red-S immer wieder auftauchte, tauchte die Vermutung auf, dass Red-S Ermüdungsbrüche begünstigen kann. Mein Wochenpensum war nicht höher als in den Vorjahren, ich war zu dem Zeitpunkt eher leicht, und das passt für mich im Nachhinein als plausibelster Grund.
Doch darum geht es heute nicht. Es geht um die Zeit, in der ich statt sieben Läufen plötzlich gar keinen Lauf mehr hatte und wie ich damit umging. Kurz zur Kaloriengeschichte: Verletzt oder krank solltet ihr nicht gleich zur Diät greifen, nur weil ihr gerade kein Training habt. Der Körper braucht alle wichtigen Makro- und Mikronährstoffe, um Verletzungen oder Krankheiten zu bekämpfen. In solchen Phasen hat der Grundumsatz oft einen höheren Stand als im Normalzustand.
Wie ich die Motivation halte, wenn der Sport über Monate hinweg ausfällt?
Die restliche Saisonplanung blieb flexibel: Ziele waren definiert, aber Wettkämpfe standen nicht fest. Und mit dem Alter, das sich bald auf 42 zubewegt, wird das Mindset deutlich gelassener. Früher hätte mich eine vierwöchige Pause schon verrückt gemacht und ich hätte versucht, alle Laufschuhe zu verkaufen; "danke an meine Partnerin, die mir das in der Vergangenheit erspart hat". Seit ich den Greifplan kenne und eine gute Periodisierung im Training habe, trainiere ich deutlich mehr und bleibe trotzdem seltener verletzt. Jetzt gehört Bewegung zur Routine, und nach der ersten Woche wurden die Schmerzen langsam erträglicher. Ich begann mit Oberkörperkrafttraining, wechselte täglich zwischen Push- und Pull-Übungen, damit jeden Tag etwas ging. Zwei Monate Laufausfall schienen realistisch, gefolgt von vier bis sechs Wochen Aufbau, idealerweise bis Herbst. Eine sub 2:35 im Marathon? Die verschieb ich auf 2026. Der Fokus liegt auf einem nachhaltigen Re-Start statt auf Druck und dem ständigen Vergleich mit früheren Zeiten.
Aus dem Umfeld kam die Hyrox-Neugier: Hamburg am 4. Oktober stand im Blick, Frankfurt im Dezember als Motivationsanker. Die Ticketknappheit bei Hyrox ist ja bekannt; trotzdem gelang es mir, für Hamburg ein Ticket zu ergattern. Je länger ich trainiere, desto klarer wird: Die Ausdauer ist deutlich anspruchsvoller als die Kraft. Wenn ihr mal 80 Meter Burpee-Weitsprünge hinter euch habt, wisst ihr, wovon ich sprecht. Üblicherweise wechselt sich eine 1-km-Laufrunde mit einer Kraftausdauer-Übung ab, sodass am Ende rund 8 Kilometer gelaufen und 8 Übungen absolviert sind. Die Lunges und Kniebeugen geben mir einen zusätzlichen Push, wenn nächstes Jahr wieder das reine Lauftraining im Vordergrund steht. Nach einer Verletzung gilt: Das Beste daraus machen, negative Gedanken helfen nichts. Bei alltäglichen Krankheiten wie Grippe geht man nach einer Woche Training oft wieder dahin, wo man vorher war; bei Verletzungen benötigt man etwa 50–60 Prozent der Zeit, die die Verletzung gedauert hat, um wieder auf ähnlichem Niveau zu sein. Bei mir begann das Lauftraining Mitte August wieder, nachdem der Bruch Mitte Mai passierte.
Ende September startete ich mit einem 5-km-VL-Volkslauf und war rund 45 Sekunden langsamer als im Vorjahr. Der Fokus lag zuletzt nicht nur auf dem Laufen. Danach folgte eine einwöchige Tapering-Phase für das Hyrox-Event in Hamburg, um die Laufleistung zu erhalten und die Kraftausdauer zu trainieren. Das Event war eine neue Herausforderung, aber ich blieb gelassen bis zum Start am 04.10.25 und finishte knapp unter 70 Minuten. Klar, hart war es, doch die Leistung war insgesamt in Ordnung – die Technik war der größte Kostenfaktor, aber daran wird man besser, wenn man dran bleibt.
Würde ich es noch einmal machen? Ja, definitiv: Es hat Spaß gemacht und zeigt, was möglich ist, wenn man gezielt trainiert und sich neue Maßstäbe setzt. Mittlerweile verstehe ich, wie Maschinen in den Pro-Kategorien funktionieren, die 50–60 Minuten finishen, egal ob Mann oder Frau.
Zur Motivation: Es ist mental hart, den Lieblingssport zu vermissen. Wichtiger ist, sich mit der Verletzung zu arrangieren und neue Ziele zu setzen. Einen neuen Bewegungsablauf zu erlernen, bietet dem Körper einen Reiz, der dich stärker zurückkommen lässt!
Viele Grüße aus dem Harz.
Sebastian