Den lieben langen Tag über kommen in meinem Mailbriefkasten Nachrichten von abonierten Pressediensten meist medizinischer Art an. Bei den Medizinern sind wir Läufer(innen) beliebte Testpersonen. So kam auch vor einigen Wochen folgende Meldung herein:
Weltweit sind sich Laien, Experten und Medien einig: Ausdauerndes Joggen hebt die Stimmung. Und viele glauben, dass körpereigene Opioide, so genannte Endorphine, dafür verantwortlich sind. Der Beweis dafür konnte allerdings nie erbracht werden - bis jetzt:
Forschern der Technischen Universität München und der Universität Bonn ist es erstmals gelungen, die Ursache des beim Langstreckenlauf auftretenden Hochgefühls - auch Runner's High genannt - zu belegen. Sie konnten in einer bildgebenden Studie bei Athleten nach zweistündigem Joggen erstmalig eine erhöhte Ausschüttung von Endorphinen in bestimmten Gehirnregionen nachweisen.
Ihre Ergebnisse sind auch für Patienten relevant, die unter chronischen Schmerzen leiden: Die körpereigenen Opiate werden nämlich auch in Hirnbereichen ausgeschüttet, die an der Unterdrückung von Schmerzen beteiligt sind.
Damit zeigen die Forscher, die auch Mitglieder des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz (DFNS) sind, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird, dass Joggen nicht nur high macht, sondern auch Schmerzen lindern kann.
Das Runner's High Ausdauersport steht seit langem für Stressabbau, Angstlösung, Stimmungsaufhellung und verminderte Schmerzwahrnehmung. Für das mit dem Ausdauerlauf einhergehende Hochgefühl wurde gar eine eigene Umschreibung - Runner's High - geschaffen. Die Ursache dieser so positiven Wirkungen auf die Befindlichkeit war aber bislang ungeklärt. Die beliebteste Theorie war und ist die "Endorphin-Hypothese", die eine vermehrte Ausschüttung körpereigener Opioide im Gehirn mutmaßte.
Da ein direkter Nachweis dieser Theorie jedoch aus technischen Gründen bis heute nicht erbracht werden konnte, löste sie in der wissenschaftlichen Fachwelt stets kontroverse Diskussionen aus. Demgemäß lebte der Mythos "Runner's High durch Endorphine" weiter.
Erstmals belegen Forscher die Endorphin-Hypothese Forscher der Nuklearmedizin, Neurologie und Anästhesie der Technischen Universität München sowie der Universität Bonn haben die Endorphin-Theorie jetzt genauer unter die Lupe genommen. Dabei wurden zehn Athleten jeweils vor und nach einem zweistündigen Langstreckenlauf mit dem bildgebenden Verfahren der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) untersucht.
Sie setzten dazu die radioaktive Substanz (18F)Diprenorphine ((18F)FDPN) ein, die im Gehirn an Opiat-Rezeptoren bindet und dabei in Konkurrenz zu Endorphinen tritt. "Je mehr Endorphine im Gehirn des Athleten ausgeschüttet werden, desto mehr Opiat-Rezeptoren werden besetzt", erklärt Professor Dr. Henning Boecker, der die Studie an der TU München koordiniert hat und jetzt den Bereich "Klinische Funktionelle Neurobildgebung" der Radiologischen Universitätsklinik Bonn leitet.
Das spricht im Umkehrschluss für eine vermehrte Ausschüttung körpereigener Opioide beim Ausdauerlauf. "Damit haben wir nun erstmals Belege dafür finden können, wo und in welchem Ausmaß bei Ausdauerbelastung Endorphine im Gehirn freigesetzt werden", so Boecker. "Darüber hinaus konnten wir signifikante Veränderungen des Hoch- und Glücksgefühls nach dem Ausdauerlauf feststellen."
Das bedeutet, dass das Ausmaß des Hoch- und Glücksgefühls nach dem Ausdauerlauf mit der Menge der ausgeschütteten Endorphine korrelierte. Als Sprecher des Deutschen Forschungsverbundes Neuropathischer Schmerz (DFNS) freut er sich zusätzlich für die chronischen Schmerzpatienten: "Dass die Endorphine auch in Hirnregionen freigesetzt werden, die eine zentrale Bedeutung für die Schmerzunterdrückung besitzen, war nicht ganz unerwartet, aber auch dieser Nachweis stand aus. Jetzt bleibt zu hoffen, dass diese Bilder auch unsere Schmerzpatienten beeindrucken und im Rahmen ihrer Möglichkeiten zur Aufnahme von Ausdauertraining motivieren."
Sich schmerzfrei laufen? Bekanntermaßen fördern Endorphine die körpereigene Schmerzunterdrückung, indem sie die Schmerzweiterleitung und -verarbeitung in den Nervenbahnen und im Gehirn beeinflussen. Die vermehrte Produktion von Endorphinen durch Ausdauerlauf könnte dem Körper also auch als körpereigenes Schmerzmittel dienen. Eine therapeutische Option, die nicht nur für den DFNS interessant ist.
Diesen wenig tragischen Verlust von Schmerzen während des Laufens kennen wir Läufer(innen) nur zu gut. Die häufigste Aussage bei Entzündungen der Achillessehne lautet: "Beim Training schmerzt es am Anfang noch, aber später dann nicht mehr. Danach auch nicht, aber wenn ich dann morgens aufstehe, kann ich kaum noch laufen."
Ein anderer Zusammenhang ist auch bekannt. Man läuft in einem Marathon und bemerkt, wie einen so langsam die Kraft aus den Muskeln driftet. Wenn dann eine Hoffnungslosigkeit aufkommt, dann veranlasst diese einige Athleten(innen) dazu das Rennen vorzeitig zu beenden.
Im Augenblick der Aufgabe ist es eine Erlösung von der Qual, der nicht den eigenen Fähigkeiten angepassten Belastung. Dann aber nach einigen 5 Minuten schleicht sich so langsam eine andere Qual in den Körper ein. Es fängt in allen Arealen des Körpers an zu schmerzen. Schmerzen, die man vor der Beendigung des Rennens überhaupt nicht gespürt hat.
Der Grund ist, dass es zu einem schnellen Abfall der Endorphine kommt, wenn der Wille zum Kampf nicht mehr da ist. Begründet ist dies aus der Kausalkette: Wille zum Kampf > Stresshormone werden ausgeschüttet > Leistung kann erbracht werden > Endrophine werden ausgeschüttet > Schmerzen werden betäubt.
Wenn nun der Wille zum Kampf nicht mehr da ist, bricht diese Kette und es werden kaum noch Endorphine produziert. Die Folgen ist, dass wie beschrieben, sich Schmerzen bemerkbar machen, die vorher nicht zu spüren waren.
Ich sollte aber noch darauf hinweisen, dass die gleiche Kausalkette abläuft, wenn der Auslöser nicht der "Wille zum Kampf" sondern Angst vor Verlust des sportlichen Ranges oder auch vor Holger Meier ist.
Wenn es dir im Rennen auch einmal so geht, dass du den Willen zum Kampf, um eine Platzierung oder eine gute Zeit verlierst, dann schalte schnell um auf Fluchtverhalten. "Holger ist hinter mir und wenn ich ihn vorbei lasse, dann muss ich mir bis zum nächsten Wettkampf wieder sein Gelabere anhören, wie gut er in diesem Rennen drauf war."
So ein Angstverhalten (Flucht-) ist nicht besonders angenehm und lässt dich auch leicht verkrampfen, aber du kannst dich in der Regel damit vor dem Totalversagen retten.